Eines vorweg: Ich möchte an dieser Stelle weder Windhundrennen als Tierquälerei
verdammen, noch die selben als das einzige Highlight im Leben
eines Windhundes preisen.
Eines ist allen Windhundrassen gemein, ein stark
ausgeprägter Jagd- oder besser gesagt Hetztrieb. Schließlich
wurden sie über Jahrhunderte zu diesem Zweck gezüchtet. Bei
Windhundrennen wird dieses angeborene Verhalten stimuliert und
den Hunden somit die Möglichkeit gegeben, ihre Energie und ihren
Bewegungsdrang rassetypisch umzusetzen.
In Deutschland werden im Gegensatz zu anderen Staaten,
wie beispielsweise den USA, Spanien, Großbritannien oder Irland,
wo der Hunderennsport
professionell betrieben wird, ausschließlich
Amateurrennen veranstaltet.
Dabei unterscheidet man zwischen Bahnrennen und dem
sogenannten Coursing.
Bahnrennen
Bahnrennen finden auf einer ovalen Rennbahn statt. Es gibt
Rasenbahnen, Sandbahnen sowie Rasenbahnen mit Sandkurven und
Sandauslauf. Die Renndistanz beträgt meist 480 Meter, für die
kleineren Rassen weniger. Bis zu maximal sechs Hunde werden
gleichzeitig aus einer Box gestartet. Im Rennen verfolgen Sie
dann eine Attrappe den sogenannten falschen Hasen, der an einer
Schnur vor ihnen hergezogen wird. Die Zeitmessung erfolgt heute
auf fast allen Rennbahnen elektronisch.
Der Rennverlauf wird durch ausgebildete Bahnrichter beobachtet.
Hunde die regelwidrig laufen, beispielsweise während des Rennens
raufen, werden disqualifiziert.
Die Hunde starten nach Rassen und Geschlecht getrennt. Für die
Teilnahme an offiziellen Rennen müssen die Windhunde tierärztlich
untersucht worden sein, in mindestens zwei Testläufen
nachgewiesen haben, daß sie ohne Probleme mit anderen Windhunden
zusammen laufen sowie mindestens das Alter von 18 Monaten (bei
Whippets und Windspielen 15 Monaten) erreicht haben. Das Höchstalter
ist, um die Hunde vor Überlastungen zu schützen, auf maximal 8
Jahre begrenzt.
Coursing
Beim Coursing jagen die Hunde einen falschen
Hasen , welcher über zahlreiche Umlenkrollen an einem Seil vor
ihnen hergezogen wird und somit ähnlich einem echten Hasen Haken
schlägt. Es starten in jedem Lauf zwei Hunde, die durch eine
rote bzw. weiße Renndecke gekennzeichnet werden.
Entscheidend ist hier nicht ausschließlich die Geschwindigkeit
sondern das Gesamtverhalten bei der Hatz, also auch Eifer,
Reaktionsvermögen, Wendigkeit und das Interesse am Lockmittel.
Die Beurteilung erfolgt nach einem Punktesystem durch drei
sogenannte Feldrichter und einem Master, wobei insbesondere das
rassetypische Jagdverhalten der Hunde berücksichtigt wird.
Wer einmal gesehen hat, mit welcher Energie, Bewegungsfreude
und "Begeisterung" die Windhunde an das Rennen gehen,
wird die Hingabe der Windhundhalter für ihre Rassen und auch die
Rennen sicher besser verstehen.
Bei aller Faszination für den Hunderennsport sollte man bei
ihrer Haltung und besonders auch bei der Zucht nicht vergessen,
daß Windhunde nicht nur ausgezeichnete Läufer sondern
auch ausgesprochen schöne sowie liebenswerte und gesellige Hunde
sind, die die Nähe ihrer Menschen suchen und brauchen.
Es versteht sich wohl von selbst, daß ein Windhund auch ohne
Rennen seinen natürlichen Bewegungsdrang ausleben kann.
Ausgedehnte Spaziergänge, Toben und Spielen mit Artgenossen,
oder Laufen neben dem Rad sind dazu ebenso gut geeignet.
Ein Wort zum Profirennsport:
Hier hat sich in jenen Ländern, wo kommerzielle Rennbahnen mit
Wettbetrieb betrieben werden (beispielsweise USA, Spanien, Großbritannien
oder Irland), buchstäblich eine Industrie entwickelt, die sich
ausschließlich am Profit aus den Hunderennen orientiert. Die
eingesetzten Hunde werden meist unter schlechtesten Bedingungen
gehalten, unzureichend oder gar nicht veterinärmedizinisch
versorgt, mißhandelt und am Ende ihren kurzen Rennkarriere
finden nur die wenigsten einen Platz in einer Privatfamilie. Der
größte Teil der Hunde wird getötet, endet als Versuchstier in
Laboratorien oder wird auf andere Art und Weise "entsorgt".
Jeder, der solch ein Profirennen besucht oder auch noch Wetten
abschließt, muß sich darüber im Klaren sein, daß er damit
nicht nur diese kommerzielle Tierquälerei toleriert sondern
unterstützt.
Fazit:
Der Windhundrennsport - vernünftig betrieben, ohne dabei die Bedürfnisse
und Interessen der Hunde zu vergessen und dem menschlichem
Ehrgeiz, Eitelkeit und Profitinteresse unterzuordnen - kann eine
sinnvolle Ergänzung bei der artgerechten Haltung dieser
wunderschönen Tiere und eine echte Bereicherung im Leben des
Hundes als auch in dem seines Halters darstellen.
|